Kirschernte, Ökoheu und eine lange Tafel
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Sehr viel ist gegangen seit meinem letzten Eintrag, und auch diese Woche ist neben dem Heuen der Ökowiesen viel Programm. Am Donnerstag Abend haben wir den Farm Table bei uns auf dem Hof – ein kulinarisches Z-Nacht an der langen Tafel mit bis zu 30 Leuten. Und am Sonntag bin ich in Züri an einem Brunch zum Verzählen über das Basimilch-Projekt und die Möglichkeit, als Genossenschafter unsere Milchprodukte zu beziehen.
Doch zurück zum letzten Bericht… den Mais haben wir drei Wochen nach der Aussaat gehackt, mit einem Gerät auf drei Meter Breite, so dass vier Reihen Mais gleichzeitig gehackt werden. Zudem habe ich etwa 8-10 Stunden Blacken gestochen, damit sie bei der Ernte nicht überall verteilt werden.
Auch die Kartoffeln haben wir nochmals gehackt und gehäufelt, und dann kam der Moment, wo wir gegen Krautfäule Kupfer spritzen mussten. Die Kartoffeln waren erst 55 Tage alt und hatten schon Anzeichen von Krautfäule – das war einfach zu früh, als dass sie auch ohne viel Grün noch ausreifen könnten. Weil das Wetter gut war brauchte es dann keine Wiederholungs-Spritzung. Gegen den Kartoffelkäfer, der auf fast jeder zweiten Pflanze seine Eier abgelegt hatte, spritzten wir zwei Mal das Bakterium Thuringiensis. Die Larven des Kartoffelkäfers fressen die Blätter der Pflanzen ab. Auch jetzt hat es noch recht viele Käfer, doch inzwischen sind die Kartoffeln schon 90 Tage alt und konnten viel Stärke in Kartoffeln einlagern. In 10-14 Tagen werden die Pflanzen sowieso natürlich absterben, da stört es nicht, wenn die Blätter etwa zu diesem Zeitpunkt dann aufgefressen sind. Jetzt sind die Kartoffelpflanzen noch sehr schön und so wird es schöne Herdöpfel geben.
Emd haben wir schon zwei Hektar gemacht und ein Eiweisserbsen / Gerste – Gemisch gedrescht. Wir waren ein kleines bisschen zu früh dran mit der Ernte des letzteren – aufgrund des Wetters war es schon recht abgesackt – die Menge war nicht immens, doch die Qualität in Ordnung. Wir haben die Ernte wie schon seit Jahren an unsere regionale Futtermühle verkauft. Auf der Fläche, wo im letzten Jahr Mais gestanden ist, habe ich schon zwei Mal Gras nachgesät – weil es so trocken war, ist die Neusaat vertrocknet.
Die Kirschenernte war dieses Jahr enorm. Weil unsere Hofkunden es aufgrund der eher geringen Erntemengen in den letzten Jahren nicht gewöhnt sind, dass es bei uns Kirschen gibt, lief der Verkauf der Früchte über den Hofladen nicht. Aber wir haben Kirschzusatz für unsere Joghurts selber hergestellt – das war Arbeit für drei Leute an drei Nachmittagen. Für etwa 700 Joghurts wird der Zusatz langen. Die Menge an hergestelltem Kirschenzusatz reicht so für rund 5 von 47 Verteilrunden an Fruchtjoghurts in den basimilch-Abos im nächsten Jahr.
Unsere zehn Rinder sind in Disentis zur Sömmerung auf der Alp. Mit den Kühen hatten wir jetzt zwei Mal richtig Pech – in solchen Momenten empfinde ich das Buure als besonders hart. Eine Kuh ist gestorben, weil sie einen Nagel gefressen hat. Dieser hat sie innerlich so verletzt, dass auch der Besuch im Tierspital nichts mehr half. Unsere Leitkuh hat jetzt zum dritten Mal ein fünfmonatiges Kalb ausgeworfen. Nun müssen wir sie schlachten. Das nimmt mich mit. Ich kann nicht gut akzeptieren, wenn Tiere so gehen müssen.
Nur zwei unserer Rinder stossen neu zur Kuhherde dazu, eventuell müssen wir noch eine weitere dazu kaufen. Andererseits ist die Futterernte wegen der Trockenheit bisher schwach gewesen, so dass es auch sinnvoll sein kann, eine Kuh weniger zu haben. Mit den Abos machen wir jetzt im Sommer fünf Wochen Pause. Wir machen nur Käse – das gibt Arbeitsentlastung. Und einen Teil der Milch geben wir wieder an die Molkerei Emmi.
Ich empfinde dieses Jahr als schwierig – wie fast jedes. Man muss als Bauer sowieso im Normalfall schon viele Herausforderungen bewältigen, das Wetter, viele Insekten, eine Krankheit bei den Tieren… doch es kommen immer noch Dinge dazu. Durch den Klimawandel wird es bei uns in der Region immer trockener. Ich habe in den letzten zehn Jahren schon oft händeringend auf Regen gewartet. Und dann gibt’s die Phasen, wo es tagelang regnet und die Sonne komplett fehlt. Diese Extreme sind mühsam. Für den Ackerbau, aber auch für die Tiere. Die Milchkühe machen dann schnell mal eine Milchdepression. Unser Nachbar hat seine ganze Ernte an die Kirschessigfliege verloren. Nun versucht er dieser mit feinmaschigen Netzen entgegenzutreten – das kostet viel Geld und am Ende ist nicht sicher, wie effizient die Methode ist und wie viele Früchte geerntet werden können. Wenn man dann noch in den Medien und in der Öffentlichkeit hört, jeder Trottel könne Bauer sein und sie seien doch alle Schmarotzer, dann macht dies das Buure nicht leichter. Ich erzeuge gern gute Lebensmittel und ich spüre auch gern die Härte des Lebens, bin gern nach dran. Dennoch… das Buure ist immer wieder ganz schön hart.
Fabian Brandenberger
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