Gruppensäugen und Weide für Zuchtschweine

Auf dem Ifanghof ist die Schweinezucht seit 2014 der wichtigste Betriebszweig. Lori Spuhler baute seinen ehemaligen Milchviehstall selber in einen Schweinestall mit Gruppenställen für rund 20 Sauen um.

Galtschweine mit permanentem Weidezugang

Der fleissige Eber läuft im Galtstall mit und sorgt dafür, dass die rauschigen Sauen nach dem Absetzen möglichst zügig wieder trächtig werden. Die Synchronisierung von je vier Sauen geht eigentlich ohne Zutun von aussen. Das gleichzeitige Absetzen führt dazu, dass die Sauen gleichzeitig rauschig werden.

Besonders bei schlechtem Wetter geniessen die Galtsauen das Liegen in den eingestreuten Gruppenbuchten.

Die gechipten Galtsauen bekommen ihr Futter einzeln im Automaten. Dazu bekommen Sie Raufutter ad libitum und haben zudem permanenten Auslauf auf eine grosszügige Weide. Wenn es aber zu heiss, zu kalt oder zu nass ist, halten sich die Galtsauen gerne im geschützten Bereich im Stall auf.

Die Grasnarbe des ständigen Auslaufs der Galtschweine ist trotz herbstlicher Nässe sehr gut erhalten.

Säugen in offenen Buchten

Die trächtigen Sauen kommen 3 bis 4 Tage vor dem Wurftermin in die Boxen. Dort haben je vier Säue eine eigene Box mit offener Verbindung zum Laufhof. Jede Muttersau kann sich ihre Bucht, in der sie das Nest für die Jungen bauen will, selber aussuchen. Es kann auch mal vorkommen, dass zwei Sauen in derselben Box liegen. Die Einstreu will Lori für seine Sauen möglichst ungeschnitten. Die Säue zerkauen das Stroh selber in kleinere Stücke. Es ist aber wichtig, nur sauberes und trockenes Stroh einzukaufen.

Die auswechselbare (Tür-)Schwelle der Bucht ist in den ersten Tagen zu hoch für die kleinen Ferkel (auf dem Bild 3 Tage alt), damit sie in der Bucht bleiben.

Bei der Geburt ist Lori Spuhler mit dabei und sorgt dafür, dass er bei Bedarf die nötige Unterstützung oder Geburtshilfe leisten kann. Die Wurfgrösse schwankt zwischen 4 und 23(!) Ferkel, wobei der Durchschnitt bei 10 bis 11 Ferkel liegt. Im Alter von drei Tagen bekommen die Ferkel ihre vorgeschriebene Ohrenmarke und eine Eisenspritze.
Die einzelnen Buchten haben am Boden eine Schwelle, welche ausgewechselt werden kann. Die ersten 7 – 10 Tage ist die höhere Schwelle eingesetzt, damit die Ferkel noch nicht raus gehen. Jede Bucht hat ein eigenes, geheiztes Ferkelnest, wo sich die jungen Tiere zurückziehen können.

Die Ferkel ziehen sich gerne ins warme Ferkelnest zurück.

Die Ferkel bekommen ergänzend zur Muttermilch von Anfang an Ferkelfutter zum fressen. Nach 10 – 14 Tagen werden die jungen Eber, die männlichen Ferkel kastriert. Dies kann Lori Spuhler dank einem Sachkundenachweis selber machen, was allerdings nicht zu seinen Lieblingsaufgaben gehört. Die Ferkel werden dazu mit einer Inhalationsnarkose betäubt, so dass sie vom sehr kurzen Eingriff nichts spüren.

Vier Buchten werden jeweils gleichzeitig belegt und sind stets offen. Der Laufhof ist mit Schattennetz gedeckt und mit einer Berieselungsanlage gegen die Hitze ausgerüstet. Links der Futterautomat.

Säugen in der Gruppe

Nach drei Wochen in den einzelnen Buchten wechseln die vier Muttersauen mit ihren Ferkeln in den Gruppensäuge-Stall. Dort nutzen sie mit ihren Ferkeln einen gemeinsamen eingestreuten Liegebereich (siehe Titelbild). Die Ferkelnester sind in diesem Bereich auch dem Alter der Tiere entsprechend etwas grösser. In der Schweiz ist bei der Marke Bio-Suisse Knospe eine Säugezeit von mindestens 42 Tagen vorgeschrieben. Auf dem Ifanghof werden die Ferkel mit rund 45 Tagen rund eine halbe Woche länger gesäugt.

Zum Absetzen werden nach wiederum gut drei Wochen die Mutterschweine auf dem Gruppenstall herausgenommen. Die Sauen kommen in die Gruppe mit den Galtsauen, wo sie zunächst wieder integriert werden müssen.

Nach dem Absetzen kommen die rund 45 Tage alten Jungschweine für drei weitere Wochen in den Jagerstall. Hier erhalten sie noch eine Woche Ferkelfutter und dann wird auf Mastfutter umgestellt. Die Zeit nach dem Absetzen ist für die Jager und deren Verdauung eine schwierige Zeit. Lori ergänzt deshalb in dieser Zeit ihr Futter mit Effektiven Mikroorganismen (EM) und Futterkohle ergänzt. Im Alter von neun bis zehn Wochen, mit einem Gewicht von 25 – 30 kg kommen die meisten Jager auf einen Mastbetrieb in der Nähe.

Eber und Eberfleisch in der Direktvermarktung

Die jungen, kastrierten Eber werden während der ganzen Zeit gemeinsam mit den weiblichen Ferkeln gehalten. Dasselbe gilt für die nicht kastrierten Eber. Die Eber laufen einfach mit, das gibt gemäss Lori Spuhler nie ein Problem. Auf dem Ifanghof wird auch Eberfleisch (nicht kastrierte Eber) für die Direktvermarktung produziert. Der Verzehr von Eberfleisch ist zum Beispiel in England üblich. In unseren Breitengraden hat sich diese Praxis leider trotz vielen Bemühungen nicht durchgesetzt.

Er habe Kunden, welche bei ihm nur noch Eberfleisch bestellen, da es tierfreundlicher ist und beim Essen bemerken die wenigsten Leute einen geschmacklichen Unterschied, sagt Lori. Für die Direktvermarktung hält Lori jeweils eine Gruppe von 8 Mastschweinen (nicht ausschliesslich Eber).

Das Raufutterangebot steht immer zur freien Verfügung und wird insbesondere von den Galtsauen intensiv genutzt.

Futter vom eigenen Acker

Die Galt- und die säugenden Sauen erhalten Triticale, Gerste und Hafer welches auf dem Betrieb und einem Partnerbetrieb angebaut wird. Auf den rund 8 ha Ackerfläche des Ifanghofs werden dazu 2 ha Triticale, 2 ha Gerste und 2 ha Hafer angebaut. Für beide Gruppen (Galtsauen, säugende Sauen) mischt die Biomühle je ein Ergänzungsfutter. Dieses enthält verschiedene Eiweisskomponente wie Eiweisserbsen, Ackerbohnen, Soja- und Getreidenebenprodukte, sowie Mineralstoffe. Für die Mastschweine gibt es Gerste und auch ein Ergänzungsfutter. Das Ferkelfutter wird fertig gemischt vom Müller zugekauft und mit Wühlerde gemischt.

Raufutter gibt’s für alle Tiere ad libitum. Der Verbraucht liegt bei ca. 750 kg pro Woche. Vor allem die Galtsauen sind hier dankbare Raufutterverwerter. Neben dem Ferkelfutter wird lediglich die Eiweisskomponente zugekauft. Bei Husten wird dem Futter etwas Thymian beigemischt. Generell wird dem Futter auch ein Mykotoxinbinder zugegeben.

Eigenes Holz für die Bauten

Zum Betrieb von Lori Spuhler gehören 5 Hektaren Wald. Deshalb war es naheliegend, für die Stalleinrichtung statt Kunststoffelemente das eigene Holz zu verwenden. Es war das Ziel, den Stall möglichst tierfreundlich umzubauen und möglichst ökologisch einzurichten. Die Stalleinrichtung wurde mit viel Eigenleistung selber gebaut.
Alle Buchten werden übrigens im Winter mit Kokosmatten abgedeckt.

Die Stalleinrichtung wurde von Lori selber gebaut (Metall- und Hozarbeiten).

Gereinigt werden die Stallbereiche jeweils mit dem Hochdruckreiniger mit 60 Grad Celsius, aber ohne Desinfektionsmittel. Innere Parasiten hat es vielleicht auch deshalb auf dem Ifanghof praktisch keine. Die Sauen werden auf dem Ifanghof im Durchschnitt rund 6 Jahre alt.

Ausblick

Lori Spuhler hat diverse Projekte in Planung. Aktuell werden im Hauptstall zwei neue Bereiche für Jager eingerichtet. Die Jager werden im Moment noch in einem anderen Gebäude gehalten, was etwas unpraktisch ist. Auch ein Wühlareal ist in Vorbereitung, sowie die Installation von Kratzbürsten. Zur eigenen Remontierung (Nachzucht) fehlt im Moment noch der richtige Platz, deshalb werden die Edelschwein-Remonten von einem Remontierungsbetrieb aus Raperswilen zugekauft.

Eine reine Freilandhaltung seiner Schweine kommt für Lori Spuhler vor allem wegen der Kälte und dem Schnee im Winter nicht in Frage. Da findet er es im Stall viel praktischer.

Lori Spuhler gibt interessierten Bäuerinnen und Bauern gerne Auskunft über sein System der tierfreundlichen Schweinehaltung.

Hubert Würsch, 2022

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Ifanghof
Wislikofen
Lori Spuhler
8 ha
2.5 ha
5 ha
Bio-und KAG-Freiland
Schweinezucht KAG-Freiland mit eingenem Futteranbau.
Triticale, Gerste, Speisesojabohnen, Kunstwiese, Naturwiese, Weiden, Weihnachtsbäume
30 Mutterschweine, 1 Zuchteber, 100 Ferkel, 100 Jager, 8 Mastschweineplätze. 7 Shropshire-Schafe mit Lämmer und 1 Schafbock.
450 m ü. M.
600 mm
Mittelschwerer schwachhumoser toniger Lehm. Hoher pH-Wert.
Sauen in Gruppenhaltung (Gruppenabferkeln, -säugen). Ebermast für die Direktvermarktung.
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