Schwarzes Alpenschwein auf der Alp

Sömmerung der Schwarzen Alpenschweine auf der Alp Haghütte

Pius Wyrsch ist dieses Jahr den 14. Sommer auf der Alp Haghütte. Dabei wird er von seiner Lebenspartnerin Barbara unterstützt, welche unter anderem mit viel Liebe das Alpbeizli führt und für die Gästebewirtung besorgt ist. Die Alp mit ihren rund 43 ha Weidefläche wird von 13 Milchkühen, 26 Rindern und 25 Mutterkühen mit Kälbern bestossen. Jeden Sommer stellen Pius und Barbara rund 2 Tonnen Halbhartkäse, Bratkäse und Raclette her. Traditionell wird die beim Käsen anfallende Restflüssigkeit, die Molke (auch Schotte oder Sirte genannt) an Schweine verfüttert.

Auf der Alp sind nicht nur durstige Wanderer willkommen. Auch die Säuli sollen sich wohl fühlen.

Die Alpzeit beginnt – je nach Witterung – ca. Anfangs Juni und dauert die üblichen 110 bis 120 Tage bis ca. Ende September. In der Schweiz ist die Regelung so, dass für die Verwertung der Molke für jede Milchkuh ein Schwein auf der Alp gehalten werden darf. Bis 2020 wurden auf der Alp Haghütte Schweine der Rasse Schweizer Edelschwein gealpt. Diesen Sommer (2021) werden zum ersten Mal 13 Schwarze Alpenschweine gesömmert, die von vier verschiedenen Talbetrieben stammen.

Nik Amstutz (Züchter, im Bild links) und Pius Wyrsch (Bewirtschafter Alp Haghütte) machen ihre ersten Erfahrungen mit der Haltung des Schwarzen Alpenschweines auf dem Alpbetrieb.

Schwarzes Alpenschwein – die neue alte Rasse für das Berggebiet

Relikte der früher in Teilen des Alpenraums verbreiteten Alpenschweine wurden im Schwarzen Alpenschwein vereinigt. Die berggängige, anspruchslose und robuste Rasse ist gut geeignet für eine extensive Freiland-Haltung und für die Haltung im Berggebiet und auf der Alp. Das Schwarze Alpenschwein ist eine kleine bis mittelgrosse Schweinerasse mit gedrungenem, kurzem Körper, ist muskulös und eher hochbeinig, genügsam im Futter und witterungsunabhängig. Es hat einen guten Charakter, ist stressresistent und hat einen starken Mutterinstinkt.

Fütterung

Die anfallende Menge Molke für die Fütterung der Schweine ergibt sich aus der Menge verkäster Milch: Während der Alpzeit werden aus rund 20‘000 Litern frisch gemolkener Milch rund 2’000 kg Käse hergestellt. Aus der Käseproduktion bleiben rund 18’000 Liter Molke übrig. In den ca. 100 Alptagen sind das pro Tag 180 Liter Molke. Bei 13 Schweinen ergibt dies knapp 14 Liter (angesäuerter) Molke pro Alpenschwein und Tag. Dazu werden pro Schwein täglich 900 g gebrochene Gerste zugefüttert. (Siehe hierzu auch die Empfehlung zur Fütterung der Alpenschweine von Pro Patrimonio Montano)

Lässt man die Alpschweine auf die Weide, fressen sie Gras, beginnen aber auch schnell zu wühlen.

Die Schwarzen Alpschweine werden täglich mit geschnittenem Gras zugefüttert.

Tagesablauf / Weideführung

Die Nächte verbringen die Schweine im Stall, tagsüber sind die Schweine im rund 1’000 m2 grossen Auslauf, wo ihnen frisch gemähtes Gras, eine Suhle und ein Schattenplatz zur Verfügung stehen.

Die Suhle wird von den Schwarzen Alpenschweinen weniger genutzt als früher vom Schweizer Edelschwein. Auch der angebotene Schattenplatz wurde von den Schwarzen Alpenschweinen nicht genutzt. Ob dies am eigenen Sonnenschutz der Alpenschweine oder am nicht sehr heissen Sommer liegt, kann noch nicht beurteilt werden.

Kann die Weidefläche nicht regelmässig gewechselt werden, so ist früher oder später die komplette Fläche durch die Alpenschweine umgegraben.

Der fix installierte elektrische Weidezaun besteht aus drei Drähten, welche auf einer Höhe von 25 cm, 50 cm und 75 cm angebracht sind. Dieses System hat diesen Sommer auf der Alp Haghütte aus zwei Gründen nicht optimal funktioniert: Erstens wurde durch die Hanglage und die Wühlaktivität der Schweine die Erde im Bereich des Zaunes angehäuft. Dadurch war der Fluss der Elektrizität im untersten Draht nicht mehr gewährleistet. Zweitens hatten die Schweine verschiedene Alter und waren somit von unterschiedlicher Grösse. Dadurch war es nicht möglich, die Drahthöhe für alle Alpenschweine optimal einzustellen.

Schliesslich gab es immer wieder durchgebrannte Tiere. Man entschloss sich, zusätzlich ein Weidenetz (FlexiNet) zu installieren.

Die Schweine decken beim Wühlen den untersten Draht des Elektrozaunes mit Erde zu. Die Einzäunung ist besonders in geneigtem Gelände eine Herausforderung.

Im ersten Jahr mit schwarzen Alpschweinen auf der Alp Haghütte wurde die Auslauffläche im Vergleich zu den Vorjahren x-fach vergrössert. Trotzdem reichte die zusätzliche Fläche nicht aus, um den Schweinen genügend Grünfläche zur Verfügung zu stellen. Nach wenigen Wochen war der komplette Auslauf umgegraben.

Wichtig ist Pro Patrimonio Montana, dass ein Dauerauslauf zur Verfügung steht, den sie so oft sie wollen, umgraben können. Mit Flexinet sollte man ihnen dann aber grüne Weideportionen anbieten (nur wenn’s nicht regnet). Diese werden dann abgefressen, bis nichts mehr da ist oder der Hunger vorbei ist (erst dann fangen sie mit Graben an). Dann zurück in den Dauerauslauf.

Fazit

Das robuste Schwarze Alpenschwein ist nach Aussagen des Älplers Pius Wyrsch ideal für die Haltung auf der Alp oder auch im Berggebiet. Es braucht ein geeignetes Stück Fläche in Stallnähe, wo sich die Schweine aufhalten können. Der Aufwand zur Haltung der Schwarzen Alpenschweine ist vergleichbar mit den Edelschweinen. Je nach Weideführung gibt es zusätzliche Arbeit beim Zäunen. Das Ziel, dass die Alpenschweine regelmässig weiden können, wurde auf der Alp Haghütte noch nicht erreicht. Dazu müsste die Besatzdichte kleiner, respektive die Weidefläche nochmals deutlich vergrössert werden. Gemäss Online Handbuch ‘Beweidung mit Schweinen’ wären dies für 13 Mastschweine rund 2.5 – 3 ha Weidefläche. Oder bei kleineren Weiden ein regelmässiger Wechsel des Standortes.

Weidende Schweine sind nach wie vor eine Seltenheit und deshalb ein Magnet für Wanderer und Touristen. Auch der Absatz des Fleisches von gealpten Schweinen ist in der Direktvermarktung aus der Erfahrung von Pius Wyrsch kein Problem.

Hubert Würsch, 2021

Die Alp Haghütte liegt im Sinsgäu, mitten im Wandergebiet Oberrickenbach, Bannalp und Brisen.

Weiterführende Informationen

Jenni, Anna; Früh, Barbara und Fürst, Eva (2019) Freilandhaltung von Schweinen. Merkblatt. FiBL, Bio Suisse, KAGfreiland, CH-Frick, CH-Basel, CH-St. Gallen. https://terrabc.org/tiere/tierhaltung/schweine-tierhaltung/merkblatt-freilandhaltung-von-schweinen/

Zahn, A. (2014): Beweidung mit Schweinen. – In: Burkart-Aicher, B. et al., Online-Handbuch “Beweidung im Naturschutz”, Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), Laufen, https://www.anl.bayern.de/fachinformationen/beweidung/7_1_schweinebeweidung.htm

Menke, Christoph; Christmann, Kristin und Hörning, Bernhard (2016) Weidehaltung von Schweinen. [Pig keeping at pasture.] Gesellschaft für ökologische Tierhaltung e.V. (GÖT) , Eberswalde. https://orgprints.org/id/eprint/31506/1/GOET%20Schweineweide%20final.pdf

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Obermisli
Obbürgen
Regula und Nik Amstutz-Durrer
11.1 ha
3 ha
IP Suisse, Mutterkuh Schweiz
Mutterkuhhaltung, Erdbeeren
Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Hochstammbäume Apfel & Birne
17 Mutterkühe mit Kälber, 3 Rinder, 1 Stier
1 Muttersau, 1 Eber, 3 Mastschweine, 7 Ferkel
8 Tiroler Hühner
8-10 Bienenstöcke
1 Katze
800 m ü. M.
1200 mm
Boden schwach sauer, Flachgründig (anstehender Fels)
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