Hof Leimi, Grafenort

Der Flurname Leimi weist auf einen lehmigen Boden hin. Das würde man aber nicht vermuten, wenn man Willi Ambauen zuhört, während er über sein Weidemanagement referiert. Sein erklärtes Ziel ist es, die Kühe möglichst häufig auf der Weide zu wissen, denn der Kuhmist fördert das Bodenleben und der Weidegang gehört für ihn unbedingt zu einer art- und standortgerechten Tierhaltung dazu. Auch die arbeitstechnischen Vorteile des Weidegangs sind aus seiner Sicht sehr wichtig. Auf die Frage, ob die eingesparte Zeit nicht sofort wieder von der Weidepflege aufgefressen wird, antwortet er mit einem schlichten Nein.

Der Milchviehbetrieb im nidwaldischen Altzellen (Postadresse Grafenort) wird von Will und Vreni Ambauen bewirtschaftet. Der grosse neue Stall ist zwar schon fast von der Hauptstrasse aus sichtbar, die Fahrt auf den Betrieb ist dann aber doch noch deutlich weiter als gedacht. Vorbei an anderen Landwirtschaftsbetrieben windet sich die kleine Bergstrasse, bis man schlussendlich mit einer spektakulären Sicht belohnt wird. Die Betriebsgebäude thronen auf einer Kuppe, rundherum erstrecken sich die betriebseigenen Mähwiesen. Hier wachsen nutzungselastische Bestände mit viel Knaulgras, Englischem Raygras und Kammgras. Das erklärte Ziel ist es, jede Parzelle, auf der das möglich ist, als Mähweide zu nutzen. Beim Weidesystem setzen Will und Vreni auf die Sonnenweide. Dabei handelt es sich um eine Sonderform der Portionenweide, bei der die Einzelkoppeln strahlenförmig vom Weideeingang her ausgehen. Dadurch leidet nur ein kleiner Teil der Weide unter Verdichtung und das Vieh wird täglich in eine neue Portion gelassen. Das schont die guten Futtergräser.

Ein weiterer grosser Vorteil des Weidegangs sieht der Betriebsleiter darin, dass der Kot der Kühe viel der wertvollere Dünger ist als die Gülle, die im Stall entsteht. Durch die Mischung von Kot und Harn in der Gülle entsteht Ammoniak. Somit sind die Emissionen von Schadgasen auf der Weide viel geringer. Zudem wird durch ein angepasstes Weidemanagement auch Humus aufgebaut und dadurch CO2 gebunden.

Dass sein Boden biologisch aktiv ist, merkt Willi daran, dass es ihm heute möglich ist, im Herbst Mist auszubringen, der im Frühjahr schon sauber verschwunden ist. Das ermöglicht es, diese Flächen im Frühjahr zu beweiden. Das wäre früher nie möglich gewesen, meint er. Diese biologische Aktivität wird mit Effektiven Mikroorganismen (EM) und Biolit aber auch aktiv gefördert. So setzte der Betrieb EM schon immer in der Silage ein. Die EM werden aber auch in den Liegeboxen und dem Tränkewasser ausgebracht. Damit hat der Betrieb gute Erfahrungen gemacht. Seit diesem Einsatz fliesst die Gülle besser und die Schwemmkanäle verstopfen weniger.

Die Kühe, die diese Silage fressen und dieses Wasser trinken, sind behornte Braunviehtiere. Auffällig viele Gurt- und Blüemkühe befinden sich in der Gruppe. Willis Hauptzuchtziel ist aber eine unkomplizierte, gesunde Kuh, die ein hohes Alter erreichen kann. Er erzählt von einer Kuh, die als Jungrind eine Zitzenverletzung erlitt, als Dreistrich trotzdem eine Chance erhielt und mittlerweile zum zehnten Mal trächtig ist.

Wieso sollte ich so eine Kuh schlachten? Die Wunde ist gut verheilt und diese Kuh hat nie Probleme gemacht. Ich kann auch mit drei Zitzenbechern melken!

Der Betrieb verfüttert abgesehen von etwas Kleie seit 7 Jahren kein Kraftfutter mehr und setzt deshalb auf Tiere, die aus dem Grundfutter eine ansprechende Milchleistung bringen. Um dieses Zuchtziel zu erfüllen, entstammen alle Tiere entweder der betriebseigenen Nachzucht oder von Tieren, die vom ÖLN-Partnerbetrieb¹ übernommen wurden.

Seit 2021 betreiben Willi und Vreni muttergebundene Kälberaufzucht. Die  weiblichen Jungtiere bleiben dabei 4 bis 6 Monate beim Muttertier und werden nur in der Nacht getrennt. An diesem System schätzen sie die gute Kälbergesundheit. Auch die Eutergesundheit der säugenden Muttertiere ist in der Regel sehr gut.

 


 

¹ In einer ÖLN-Gemeinschaft erfüllen Betriebe den ökologischen Leistungsnachweis (der in der Schweiz als Grundlage für die Direktzahlungsberechtigung dient) teilweise oder ganz zusammen. Dafür dürfen die Betrieb nicht weiter als 15 km auseinander liegen. Zudem müssen sie eine schriftliche Vereinbarung abgeschlossen haben und gemeinsam die gleiche Kontrollstelle wählen (Artikel 22 der DZV).

 

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Leimi
Grafenort, Engelberg
Willi Ambauen
19.7 ha
0.5 ha
BioSuisse
Milchwirtschaft
19 Kühe und Jungvieh
714 m ü. M.
1600 mm
Schwerer Boden, Humusgehalt 4,2 %
- Kuhgebundene Kälberaufzucht
- eigene Nachzucht
- Laufstall / Offenstall für behornte Kühe
- ÖLN-Gemeinschaft mit Partnerbetrieb, der die Aufzucht übernimmt
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Bild: Willi Ambauen
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