Hof Gasswies – Der “Deal” mit den Kühen

“Unser Kühe sind viel mehr als bloße Milchlieferanten, sie sind das Herz des Hofs Gasswies”, sind sich die Rutschmanns einig. Deswegen gingen sie einen “Deal” mit ihnen ein: “Die Mütter dürfen ihre Kälber großziehen, aber ein bisschen Milch müssen sie uns schon geben.”

Konkret bedeutet das: Kommt ein Kalb auf die Welt, bleibt es zwischen zwei bis drei Tagen bei der Mutter. Anschließend kommt diese nur noch über Nacht. Und nach einer Woche treffen sich die beiden zwei Mal am Tag für eine halbe bis ganze Stunde nach dem Melken. Nach drei Monaten gehen die Jungtiere dann auch auf die Weide. Ihnen werden erfahrene Kühe als “Ammen” zur Seite gestellt, die den Kleinen Orientierung geben und die Gruppe zusammenhalten.

Mehr als Milchlieferanten

Die Kälber kommen alle im Frühjahr zur Welt. Sie wachsen gemeinsam auf und finden immer jemanden zum Spielen und Tollen.

Die Tiere lernen schrittweise, sich für eine länger werdende Zeitdauer loszulassen. So gelingt die spätere Trennung relativ sanft.

Die Kälber kommen alle im Frühjahr zur Welt. Sie wachsen gemeinsam auf und finden immer jemanden zum Spielen und Tollen.

500 bis 800 Liter trinkt ein Kalb im Jahr. Um diesen “Verlust“ auszugleichen, haben die Rutschmanns ein Modell der Kuh-Patenschaften etabliert. Mit einem Jahresbeitrag von 120 Euro unterstützen Interessierte die Haltungsform.

“Am Anfang machten wir den Fehler, die Kälber zu viel saufen zu lassen. Sie lernten den Umstieg auf Gras und Heu nicht – und wir hatten keine Milch mehr im Tank. Das gefiel unserer Hausbank gar nicht”, erklären die Rutschmanns.

Heute haben sie die Balance gefunden und können den Minderertrag der Milch mit verschiedenen Maßnahmen beinahe ausgleichen. Dazu zählen auch geringere Tierarztkosten: Die Erfahrung der Rutschmanns und einige aktuelle Studien zeigen, dass Kälber, die muttergebunden aufwachsen, gesünder sind.

Vielfalt auf der Wiese

Von Frühjahr bis Herbst dürfen die Kühe auf die Weiden. Dort gibt es frisches Grünfutter, das im Winter als Heu verfüttert wird.

Eine weitere Besonderheit des Hof Gasswies ist das saisonale Kalben: Die Kühe bekommen ihre Jungen immer von Februar bis Mai, im Frühjahr wächst bestes Futter auf den Wiesen. Das ist gut für die Mutterkühe, die nun viel Energie zur Milchproduktion brauchen.

Die Tiere lernen schrittweise, sich für eine länger werdende Zeitdauer loszulassen. So gelingt die spätere Trennung relativ sanft.

Auf etwa 30 Hektar Grünland blühen ganz unterschiedliche Pflanzen, darunter auch Nahrung für Bienen und andere Insekten. Doch gerade der Einsatz für die biologische Vielfalt bedeutet Einbußen in der Vermarktung. Durch die saisonale Taktung wird die gesamte Herde im Winter “trockengestellt”. Sechs bis acht Wochen vor der Geburt werden die Kühe nicht mehr gemolken. In dieser Zeit bekommt die Molkerei “Schwarzwaldmilch” aus Freiburg fast keine Milch vom Biohof.

Wie viel von deinem Ideal kannst du umsetzen, dass es dabei noch finanziell funktioniert?
“Unsere Kühe geben nur so viel Milch, wie es die Klettgauer Landschaft ermöglicht. Das sind rund 5.000 Liter pro Kuh im Jahr. Das Doppelte wäre theoretisch möglich”, erklärt der Betriebsleiter. Und doch sind die Rutschmanns zufrieden. “Ob sich das rechnet, muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden. Die Frage lautet doch: Wie viel von deinem Ideal kannst du umsetzen, dass es dabei noch finanziell funktioniert?”

Karin Wilhelm

 

Quelle: www.oekolandbau.de

youtube-Video zur Muttergebundenen Kälberaufzucht auf Hof Gasswies

Internetseite Hof Gasswies: www.hof-gasswies.de

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