Kuhgebundene Kälberaufzucht – passt das zu meinem Betrieb?
Um diese Frage zu beantworten wurde in einem EIP-Projekt ein Handlungsleitfaden für Milcherzeuger erarbeitet. Interessierte Betriebe werden mit vielen praktischen Informationen, Anregungen und Checklisten bei der Einführung und Umsetzung einer kuhgebundenen Kälberaufzucht unterstützt. Mit den Werkzeugen soll das am besten auf Ihren Betrieb passende Verfahren gefunden werden, und die häufigsten und wichtigsten Fragen zu Kosten, Stallbau und Tiergesundheit sollen beantwortet werden.
Mögliche Gründe für eine Umstellung
Damit Kühe Milch geben, müssen sie jedes Jahr ein Kalb auf die Welt bringen. Heute ist es auf Milchviehbetrieben üblich, die Kälber früh von ihren Müttern zu trennen und die Kälber am Eimer oder am Tränkeautomaten trinken zu lassen. Es gibt aber Betriebe, die ihre Kälber aus verschiedenen Gründen länger mit Kuhkontakt aufziehen: die Kälbergesundheit soll verbessert werden, das natürliche Verhalten soll ausgelebt werden können und ohne Eimertränke wird eine Arbeitseinsparung erwartet. Auch von den KonsumentInnen wird eine frühe Trennung von Kuh und Kalb eher kritisch betrachtet und die kuhgebundene Aufzucht begrüsst.
Von PraktikerInnen erarbeitet
Acht Milchviehbetriebe haben, gemeinsam mit Fachleuten aus Wissenschaft und Beratung, Themen zur kuhgebundenen Kälberaufzucht bearbeitet. Insbesondere die Bereiche Stallbau, Tiergesundheit und Wirtschaftlichkeit wurden dabei besonders angesprochen. Jeder Betrieb praktiziert eine andere Variante der kuhgebundenen Aufzucht. Es gibt Unterschiede bei der Dauer bis zum Absetzen der Kälber, bei der Länge und Ausgestaltung des Kontaktes von Kalb und Kuh, beim Melken oder nicht Melken der Mütter resp. Ammen. Auch gibt es Ausprägungen von reiner muttergebundener Aufzucht bis zur ammengebundenen Kälberhaltung. Jeder Hof hatte eine andere Ausgangslage, setzte auf andere Prioritäten und hat dazu eigene Lösungen entwickelt. Dies alles ist in den Leitfaden eingeflossen.
Themenschwerpunkte: Stallbau – Ökonomie – Tiergesundheit
Stallbau: Es werden Stallplanvarianten für Ganztages- oder Kurzzeitkontakt für mutter-, oder ammengebundene Kälberaufzucht erarbeitet. Besondere Gefahrenquellen für Kälber im Stall wurden identifiziert. Für die Berechnung der erforderlichen Stallplätze wurde für mutter- und ammengebundene Aufzucht ein Excel-Tool erstellt.
Kosten: Zu diesem Thema wurde zusammengestellt, welche Kosten auf den Betrieb zukommen, welchen Mehrerlös je nach System für die Kostendeckung erzielt werden sollte. Auch die Vermarktungsmöglichkeiten werden anhand verschiedener Betriebsbeispiele dargestellt.
Tiergesundheit: Verschiedene Checklisten und Tools zur Beurteilung der Kälbergesundheit und Eutergesundheit an der Kuh wurden erarbeitet und zur Verfügung gestellt.
Der Handlungsleitfaden ist unter www.kuhgebundene-kaelberaufzucht.de zu finden.
Projektpartner waren das Thünen-Institut für Ökologischen Landbau in Trenthorst, das Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik und das Institut für Agrarökonomie der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel sowie zwei Milchviehberater. Verantwortlicher Lead-Partner ist der ökologische Anbauverband Bioland e.V., Geschäftsstelle SH-HH-MV.
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