Bewährte Apfelsorten
Auf unserem Betrieb ist die Apfelsaison vorbei. Die Früchte sind im Keller und die Bäume beginnen, ihr Laub zu verlieren. Grund genug, darüber nachzudenken, welche Sorten auf unserem Hof erfolgreich sind. Bei uns wachsen rund 150 verschiedene Apfelsorten. Die meisten davon sind Hochstammbäume, einige sind Spindeln und viele sind erst ganz junge Veredelungen, die zuerst kräftig wachsen müssen, bis sie Früchte tragen können. Bei den Äpfeln ist besonders der Druck durch Mehltau relativ hoch, Schorf kommt auch vor. Im Folgenden sollen Apfelsorten vorgestellt werden, die sich unter unseren Bedingungen bewährt haben, gesund sind und Früchte tragen.
James Grieve
Vorteile: extrem ertragreich, vielseitig verwendbare Frucht
Nachteile: krebsanfällig
Jahre Erfahrung: ~15
Beschreibung: James Grieve ist eine Frühherbstsorte mit einer kräftigen Säure und gutem Aroma. Die Früchte sind sowohl für den Frischgenuss als auch Backen oder Apfelmus sehr gut geeignet, Die Sorte ist extrem blühwillig und bildet viel Fruchtholz. Aufgrund der Krebsanfälligkeit würde ich aber eher Spindeln und keine Hochstämme pflanzen. Abgesehen vom Krebs ist die Sorte bei uns relativ gesund. Im nassen Frühsommer 2024 kam es jedoch zu Blattschorfinfektionen.
Prinz Albrecht von Preussen
Vorteile: sehr ertragreich, attraktive Frucht, sehr gesundes Laub
Nachteile: Frucht etwas anfällig für Monilia
Jahre Erfahrung: ~ 6
Beschreibung: Prinz Albrecht ist ein attraktiver Apfel mit gutem Ertrag. Die Äpfel sind saftig und knackig mit einem feinen Aroma. Aufgrund der kurzen Fruchtstiele und des überreichen Fruchtansatzes kann sich Fäulnis sehr gut verbreiten. Es empfiehlt sich deshalb, die Früchte auszudünnen. Deshalb und aufgrund der kleinen Baumgrösse würde ich Prinz Albrecht nur begrenzt als Hochstamm empfehlen. Wir haben einen Hochstamm und zwei Spindeln dieser Sorte. Aufgrund der reichen Tragbarkeit wächst der Hochstamm eher schwach. Der Baum ist somit ungeeignet für Standorte wie eine Weide.
Jakob Lebel
Vorteile: bei uns sehr gesunder Baum, reiche Erträge
Nachteile: triploid
Jahre Erfahrung: ~ 8
Beschreibung: Jakob Lebel ist eine typische Backapfelsorte, die aber durchaus auch Tafelapfelqualität erreichen kann. Die Äpfel hängen in dicken Trauben nahe beieinander. Aufgrund des kräftigen Wuchses ist der Baum sehr gut als Hochstamm-Sorte geeignet. Bei uns ist der Baum sehr gesund, die Literatur sagt ihm aber eine gewisse Feuerbrand-Anfälligkeit nach. Er wächst etwas sparrig und verzweigt sich eher schlecht, macht aber viel Fruchtholz direkt an den Leitästen.
Piros
Vorteile: sehr schöne Früchte, gute Fruchtgrösse
Nachteile: bei starker Hitze ist die Frucht anfällig auf Sonnenbrand
Jahre Erfahrung: ~ 5
Beschreibung: Piros ist ein Sommerapfel mit guter Fruchtqualität. Die Früchte haben eine gute Grösse und einen angenehmen Geschmack. Sie sind weniger einseitig sauer als andere Frühsorten wie der Klarapfel. Im Kühlschrank ist er mindestens 3 Wochen haltbar, was für einen Frühapfel nicht schlecht ist. Der Baum ist bei uns sehr gesund und starkwachsend. Er befindet sich direkt neben einer anderen Spindel, die jedes Jahr sehr stark unter Mehltau leidet, ist bis jetzt aber vollkommen ohne Befall geblieben. Dabei muss man aber zugeben, dass er sich an einem geschützten Standort befindet.
Nela
Vorteile: hoher Ertrag, aromatische Früchte
Nachteile: kleine Früchte
Jahre Erfahrung: ~ 5
Beschreibung: Nela ist ein Spätsommerapfel mit gutem Ertragspotential, kann bei der Fruchtgrösse aber nicht mit Piros konkurrenzieren. Dafür besitzen die Früchte ein säuerliches Aroma und sind sehr saftig. Zudem sind sie etwas länger haltbar als Piros und das festere Fruchtfleisch ist weniger druckanfällig. Der Baum verzweigt sich sehr gut und hat gesundes Laub. Bis jetzt scheint der Baum eher schwach – mittelstark wachsend.
Gelber Edelapfel
Vorteile: sehr gute Blattgesundheit
Nachteile: eher wenig Ertrag, eigenwilliger Wuchs
Jahre Erfahrung: ~ 5
Beschreibung: Der gelbe Edelapfel ist eine Frucht mit kräftiger Säure. Für die meisten Menschen ist es eher ein Kuchenapfel, Liebhaber von kräftigen Aromen geniessen ihn auch gerne roh. Der Baum hat sehr gesundes, schönes Laub und einen exzentrischen Wuchs. In den ersten Jahren bildet der Baum vor allem Langtriebe, die zwar an der Spitze blühen, in der Regel aber nicht fruchten. Sind diese Langtriebe einige Jahre alt, bildet sich an der Basis Fruchtholz und der Baum beginnt, mehr Ertrag zu liefern. Der Schnitt dieses Baumes braucht deshalb etwas Feingefühl und Geduld, wird aber belohnt.
Schöner von Kent
Vorteile: guter Ertrag, Frucht windfest bis zur Reife.
Nachteile: Sortenidentität nicht gesichert
Jahre Erfahrung: ~ 5
Beschreibung: Wir besitzen 2 Hochstämme, die uns als Schöner von Kent verkauft wurden, wobei mindestens einer der beiden Bäume falsch identifiziert wurde, da es sich offensichtlich nicht um die selbe Sorte handelt. Der Baum über den ich hier schreibe, hat feste, tonnenförmige Äpfel und ist sehr gesund. Die Früchte halten sich auch im Naturkeller bis mindestens Dezember. Der Geschmack ist süss-säuerlich.
Rewena
Vorteile: reicher Ertrag, Früchte hängen windfest bis zur Ernte
Nachteile: mässiger Geschmack direkt ab Baum
Jahre Erfahrung: ~ 4
Beschreibung: Rewena ist eine moderne Sorte. Dies zeigt sich durch die extrem frühe und reiche Fruchtholzbildung. Trotzdem wächst der Baum kräftig. Sortentypisch sind die dünnen Ruten, die dem Baum etwas Weidenartiges geben. Die Früchte sind attraktiv und müssen vor dem Verzehr etwas gelagert werden. Der Baum ist sehr gesund und mit seiner auffällig rosafarbenen Blüte eine Augenweide im Frühling.
Jakob Fischer
Vorteile: grosse Früchte, Früchte hängen windfest bis zur Ernte, sehr aromatisch, gesund
Nachteile: etwas sparriger Wuchs
Jahre Erfahrung: ~ 4
Beschreibung: Jakob Fischer ist ein attraktiver Apfel mit einer auffällig pinken Farbe. Die Früchte sind sehr gross, mit einer saftigen, aber eher mürben Textur (ähnlich Gravensteiner) und einem interessanten beerig-fruchtigen Aroma. Der Baum ist sehr stark wachsend, mit auffällig grossen, gesunden Blättern. Der eigenwillige Wuchs des Baumes erfordert etwas Bindearbeit, die sich aber mehr als lohnt.
Weisser Klarapfel
Vorteile: Abgeesehen von einer gewissen Mehltauanfälligkeit ist der Baum sehr gesund. Zudem war der Mehltaubefall bis jetzt nie so stark, dass Triebspitzen abgestorben sind.
Nachteile: Eher fauler Träger. Der Baum trägt zwar regelmässig, aber selten sehr viel. Dies kann allerdings aufgrund der kurzen Haltbarkeit durchaus auch als Vorteil gesehen werden. So ist man nicht gezwungen, Berge von Äpfeln innert kürzester Zeit irgendwie zu verwerten.
Jahre Erfahrung: ~ 15
Beschreibung: Der Klarapfel, wer kennt ihn nicht? Der quintessentielle Sommerapfel…Wie schön ist es doch, nach all den langweiligen, überlagerten Äpfeln endlich wieder in eine frische Frucht zu beissen. Die Freude ist leider nur von kurzer Dauer, da auch im Kühlschrank die Lagerdauer kaum mehr als 2 Wochen beträgt. Dies gilt nur, wenn die Früchte knapp reif, mit noch hellen Kernen gepflückt werden. Wartet man, bis die Kerne dunkel sind, sind die Äpfel schon deutlich überreif und mehlig. Trotz all diesen Kauzigkeiten: Tausend mal lieber esse ich einen Klarapfel als einen Braeburn vom letzten Jahr. Mit seiner kurzen Haltbarkeit steht er für mich für Saisonalität und die Freude am Moment.
Andere Sorten:
Für zahlreiche junge Bäume lassen sich noch keine seriösen Aussagen treffen. Etliche dieser Bäume sind jedoch vielversprechend und sollen hier deshalb ebenfalls erwähnt werden:
- Adams Parmäne
- Ananasrenette
- Cellini
- Discovery
- Florina
- Kaiser Willhelm
- Primrouge
- Remo
- Roter Astrachan
- Spätblühender Taffetapfel
- Safran Pepping
Habt ihr Erfahrung mit Äpfeln in Höhenlagen? Welche Sorten würdet ihr empfehlen? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Laura Gisler, 2024
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