Ammenkuh-Haltung & Direktvermarktung

Es war eine gute Entscheidung, sagt Marie Tigges, auf die Ammenkühe umzustellen, weg von dem Tränken mit dem Eimer. Einfach ausprobieren und Anfangen lautet die Devise, die auch auf dem Tiggeshof Anwendung fand. Die Saugzeit an der Kuh beträgt etwa 6 – 8 Monate, je nach Kondition des Kalbes. Wichtig ist, dass vor allem die Tiere, die nachher gemästet werden, lange an der Kuh trinken können. So sind sie sehr gut gefüttert. Das ist die Grundvoraussetzung für ein gutes Masttier, welches ordentlich Fleisch ansetzt. Nur mit einer guten Grundsubstanz kann qualitativ hochwertiges Fleisch entstehen. Die Tiere, die nach dem Absetzen noch weiter gemästet werden, sind in Strohställen untergebracht.
Bei den Tieren, die als Kälber geschlachtet werden, muss es nach dem Absetzen schnell gehen. Denn wenn man zu lange mit dem Schlachten wartet, wird das Kalbfleisch dunkel, dies ist bei vielen Verbrauchern nicht gerne gesehen.

Kälber auf dem Tiggeshof (Bild: Gina Nettsträter)

Seit Beginn der Initiative Geschwisterkalb verlässt kein Tier mehr den Hof, ohne das Marie weiß, wo es hingeht. Einmal im Monat ist Schlachttag. Familie Tigges bringt ihre Tiere selbst zu den zwei nahegelegenen Schlachtern, damit die Transporte so stressfrei wie möglich ablaufen. Dabei werden idealerweise zwei Tiere, ein Mastrind und ein Kalb, geschlachtet. Anschließend folgt ein großer Verkaufstag.

Die etwa 2.000 Newsletter-Abonnenten des Tigges Hofes werden, durch eben diesen, über das Datum informiert, woraufhin die Vorverkaufsseite auf ihrer Website freigeschaltet wird. Aktuell sind es etwa 30 bis 60 feste Kunden, je nach Bestellmenge. Damit sind bereits mindestens zwei Drittel des Schlachtfleisches verkauft, manchmal auch mehr, bis fast alles. Die Kunden können das Fleisch am großen Verkaufstag frisch abholen. Was an diesem Tag nicht verkauft wird, kommt in die sechs Gefriertruhen. Es steht dann an den üblichen Verkaufstagen tiefgefroren im Bio-Hofladen zum Verkauf.
Inzwischen wird auch ein Teil des Fleisches weiterverkauft, zum Beispiel das Fleisch der Wagyu-Kreuzung an ein nahegelegenes 5 Sterne Restaurant. Der Weiterverkauf macht aber nur dann Sinn, wenn die Marktpreise so hoch sind, dass es sich für den Tiggeshof finanziell auch rentiert.

Schlachtzeitpunkt und Rasse

Die Mastkälber werden mit etwa 6–7 Monaten geschlachtet, die gemästeten Kreuzungs-Mastbullen mit 22-24 Monaten und die reinrassigen Tiere mit bis zu 27 Monaten. Familie Tigges hat auch eine Angus- Mutterkuhherde. Besamt wird diese jedoch nur mit Angus oder Wagyu, damit ein guter Fleischansatz gegeben ist. Bei den reinrassigen Masttieren, wie Angus, muss zum Ende hin aufpasst werden, dass sie nicht verfetten, sonst leidet die Qualität des Fleisches. Als direktvermarktender Milchviehhalter ist es empfehlenswert, in Holstein eine Fleischrasse mit einzukreuzen.

Angus-Mastbullen (Bild: Gina Nettsträter)

Die Erfahrungen von Familie Tigges zeigen, dass die Kreuzungen zwar nicht so viel Fleisch ansetzen wie bspw. die reinen Angus Rinder, dennoch aber viel mehr Fleisch als reine Holstein Rinder. Die reine Holstein-Nachzucht gibt es auf dem Tiggeshof schon länger nicht mehr. Seit sie mit der Eigenremontierung ihrer Milchviehherde aufgehört haben, besamen sie nur noch mit Fleischrasse und mästen alle ihre Tiere (männlich sowie weiblich), entweder bis zum Kalb oder bis zum Rind, bevor es geschlachtet und direkt vermarktet wird.

Gina Nettsträter, 2022

0 Kommentare

Dein Kommentar

Erfahrungswissen zu diesem Thema?
Verfasse ein Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Tiggeshof - Erlebnisbauernhof Sauerland
Arnsberg, Sauerland, NRW, Deutschland
Rudolf Tigges
Tochter Marie und Ehefrau, 2 Erzieher/-innen, 1 Auszubildende, 3 Praktikantinnen + Aushilfen
30 ha
30 ha
17 ha
Bioland-Betrieb, Demonstrationsbetrieb ökologischer Landbau, Lernort – Bauernhof
Fleischvermarktung, Eiervermarktung, Auslaufende Milchviehhaltung, Pädagogik, Aufbau SoLaWi
Grünland, Kleegras, Hafer
32 Milchkühe (Holstein & Braunvieh)
Angus-Mutterkuhherde
62 Mastrinder- und kälber
17 Kälber
350 Hennen
Streichelzoo (6 Ziegen, 4 Ponys, 7 Hasen, 2 Schafe)
305 m ü. M.
- Geschwisterkalb
- Legehennenhaltung (Bruderhahn-Projekt)
- Hofladen
- Mietgarten Ackerhelden
- Pädagogik: Familiennachmittage, Kindergeburtstage, „Landkinder“, Ferienprogramm, Fortbildungen für Lehrer und Erzieher
- Mitgliedsbetrieb Vermarktungsnetzwerk Frischepost Köln
Zum Hofportrait
Icons by icons8.de
Weitere Beiträge vom Tiggeshof - Erlebnisbauernhof Sauerland